Lange galt die Psoriasis (Schuppenflechte) als eine auf die Haut beschränkte entzündliche Erkrankung. Forschende haben jedoch erkannt, dass es sich um eine systemische Erkrankung handelt und verwenden daher mittlerweile die Bezeichnung Psoriasis-Krankheit. Die Psoriasis-Krankheit ist gekennzeichnet durch immunologisch vermittelte Entzündungen der Haut, der arteriellen Gefäße sowie der Knochen und Gelenke. Aus diesen Elementen ergeben sich die drei großen Domänen der Erkrankung: Psoriasis der Haut, Gefäßentzündung und Psoriasis-Arthritis. Die Psoriasis der Haut führt zu einer übermäßigen Produktion von Hautzellen, die sich in schuppigen, roten Flecken auf der Haut zeigen. Die Psoriasis-Arthritis betrifft die Gelenke und verursacht Schmerzen, Schwellungen und Steifheit.
Eine Heilung gibt es bislang nicht, doch heutzutage lassen sich Symptome mit einem guten Behandlungskonzept erfolgreich lindern und Entzündungsschübe deutlich reduzieren. Dabei spielen nicht nur medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle. Auch die Ernährung kann das Krankheitsgeschehen positiv beeinflussen und einen Beitrag zur Linderung von Beschwerden leisten.
Themen im Überblick:
➤ Warum gesund ernähren bei Psoriasis-Krankheit?
➤ Ausgewogene, entzündungshemmende und pflanzenbetonte Ernährung
➤ Gibt es spezielle Schuppenflechte-Rezepte?
➤ Wertvolle Lebensmittel bei Psoriasis
➤ Mögliche Ernährungsformen bei Psoriasis-Krankheit
➤ Risikofaktoren der Psoriasis-Krankheit
➤ Unterstützung zum Thema Ernährung
Schuppenflechte verstehen und behandeln – Tipps und Schritte für mehr Lebensqualität.
Leben mit Psoriasis-Arthritis – Früherkennung, Behandlung und Tipps für den Alltag.
Eine ausgewogene Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln ist, kann helfen, die Entzündungsaktivität im Körper zu reduzieren und stellt somit eine wichtige Unterstützung der medikamentösen Therapie dar. Umgekehrt kann der weitgehende Verzicht auf verarbeitete und zuckerreiche Lebensmittel von Vorteil sein, da diese Entzündungsprozesse fördern können. Eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung kann nicht nur die Symptome der Psoriasis (Schuppenflechte) und Psoriasis-Arthritis lindern, sondern auch das Risiko für Begleiterkrankungen wie das metabolische Syndrom senken und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
Auch in dieser Folge haben wir die Dermatologin Dr. med. Nina Trenkler zu Gast. Anhand von Beispielen beleuchtet sie eingängig, was man unter einer ausgewogenen Ernährung versteht, deckt Fallen in Form von stark verarbeiteten Lebensmitteln auf, geht auf die Bedeutung von entzündungshemmenden sowie entzündungsfördernden Lebensmitteln ein und erklärt die negativen Auswirkungen von Übergewicht auf die Psoriasis. In dieser Folge erfahren Sie anhand von praktischen Tipps, wie Sie durch eine ausgewogene Ernährung Ihre Psoriasis Symptome lindern und den Therapieerfolg unterstützen können. (EM-158714)
Wie bei den meisten Dingen im Leben gibt es auch bei der Ernährung nicht das eine Patentrezept, denn jeder Mensch reagiert auf bestimmte Lebensmittel etwas anders. Als Faustregel gilt: Eine ausgewogene, entzündungshemmende und/oder pflanzenbetonte Ernährung kann Symptome lindern und die Erkrankung positiv beeinflussen.
Bei einer ausgewogenen Ernährung geht es darum, die unterschiedlichen Nährstoffe im richtigen Verhältnis miteinander zu kombinieren. Besonders wichtig sind dabei die drei Hauptnährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße (= Proteine): Diese Energielieferanten sollten bei den Mahlzeiten in einem ausgewogenen Verhältnis miteinander kombiniert werden, um das Verdauungssystem zu entlasten und die Verträglichkeit der Mahlzeiten zu erhöhen. Über das genaue Verhältnis wird in Fachkreisen noch immer diskutiert. Eine gute Orientierung sind die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die 15 % Protein, 30 % Fett und 55 % Kohlenhydrate vorsehen.
Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Nährstoffe, die zwar keine Energie liefern, aber wichtig für verschiedene Funktionen des Körpers sind und täglich über die Nahrung aufgenommen werden sollten. Dies sind Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.
Von den drei Hauptnährstoffen sind Kohlenhydrate der wichtigste Energielieferant für den Körper und sorgen dafür, dass z.B. Muskeln und Gehirn arbeiten. Bei Vorliegen einer Psoriasis-Krankheit sollten Kohlenhydrate sorgfältig ausgewählt werden: Gemüse, Vollkornprodukte und Obst liefern gesunde Kohlenhydrate und sollten in die tägliche Ernährung integriert werden. Verarbeitete und zuckergesüßte Lebensmittel können hingegen Entzündungen fördern und sollten daher vermieden werden.
Fette sind wichtig für den Körper und sollten fester Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein.7 Allerdings sollte es sich dabei um „gute“ Fette handeln, da sie entzündungshemmende Eigenschaften haben (s. unten für weitere Details). Gleichzeitig sollte der Konsum von Transfetten und gesättigten Fetten, die in vielen verarbeiteten Lebensmitteln und rotem Fleisch enthalten sind, vermieden werden, da sie Entzündungen fördern können.89 Für Patient:innen mit Psoriasis-Krankheit kann die bewusste Auswahl gesunder Fette demnach von Vorteil sein.
Omega-3-Fettsäuren nehmen eine Sonderrolle innerhalb der Fette ein. Sie sind nicht nur Energielieferanten, sondern haben auch unterschiedliche gesundheitsrelevante Eigenschaften und Funktionen.89 So sind sie beispielsweise entzündungshemmend, wichtig für die Funktion von Augen und Gehirn und essenzieller Baustein von Zellmembranen; des Weiteren regulieren sie den Blutdruck und haben einen positiven Einfluss auf die Blutfettwerte.8910
Studien haben gezeigt, dass eine an Omega-3-Fettsäuren reiche Ernährung die Symptomlast der Psoriasis-Krankheit reduzieren kann.11 Omega-3-Fettsäure-reiche Lebensmittel sind z.B. Eier und fetter Fisch wie Lachs, Makrele, Hering, Forelle oder Karpfen. Aber auch pflanzliche Öle wie Raps-, Walnuss-, Oliven- oder Leinöl, bestimmte Nusssorten oder Leinsamen enthalten diese Fettsäuren.9
Omega-3-Fettsäuren können jedoch nicht alleine betrachtet werden, denn auch das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren ist von Bedeutung. Letztere, darunter die Arachidonsäure, kommen insbesondere in verarbeiteten Lebensmitteln, wie z.B. verarbeiteten Fleisch-, Fastfood- oder Fertiggerichten vor. Jedoch sind auch einige pflanzliche Öle wie Sonnenblumenöl, Distelöl oder Maiskeimöl reich an Omega-6-Fettsäuren. Da sie in Konkurrenz zu Omega-3-Fettsäuren stehen und eher entzündungsfördernd wirken, wird empfohlen, Omega-6-Fettsäuren möglichst in geringen Mengen aufzunehmen.8912
Proteine übernehmen als Baustoff für Zellen und Gewebe zahlreiche wichtige Funktionen in unserem Körper. Darüber hinaus werden Eiweiße benötigt, um die Organe zu stabilisieren, den Transport von Substanzen in die Zellen zu gewährleisten, das Immunsystem aufzubauen sowie Hormone und Enzyme herzustellen.13 Da unser Körper keinen Eiweißspeicher hat und da 9 der 21 Aminosäuren (Aminosäuren = Bausteine der Proteine) so genannte essenzielle Aminosäuren sind, die von außen zugeführt werden müssen, ist die regelmäßige Proteinaufnahme über die Nahrung unabdingbar. Die DGE empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 0,8–1 g Protein/kg Körpergewicht.14
Tierische Nahrungsmittel wie Fisch und Fleisch liefern alle essenziellen Aminosäuren und auch bei einigen pflanzlichen Nahrungsmitteln wie z.B. Buchweizen ist dies der Fall. Andere pflanzliche Lebensmittel hingegen sind nur reich an bestimmten essenziellen Aminosäuren, enthalten andere aber nur in geringen Mengen.13 Um den Bedarf an essenziellen Aminosäuren mit pflanzlichem Protein zu decken, gilt es daher, pflanzliche Proteinquellen geschickt zu kombinieren. Ein Beispiel: Reis und Bohnen, die in vielen Ländern/Kulturen traditionell miteinander kombiniert werden, liefern gemeinsam alle essenziellen Aminosäuren. Auch Nüsse, Samen (z.B. Mandeln und Walnüsse) sowie Oliven sind hochwertige Proteinlieferanten.13
Die meisten Ballaststoffe gehören zu den Kohlenhydraten, liefern dem Körper aber wenig Energie. Da sie vom Magen-Darm-Trakt nicht verdaut werden können, werden sie über den Stuhl wieder ausgeschieden. Trotzdem sind sie gesund und sollten aufgrund ihrer positiven Effekte auf die Verdauung fester Bestandteil der Ernährung sein.1516
Sie
Ballaststoffe unterstützen demnach die Darmgesundheit und fördern eine gesunde Verdauung, was Entzündungen im Körper reduzieren kann.17 Es wird empfohlen, dass Erwachsene mindestens 30 g Ballaststoffe am Tag zu sich nehmen.17 Eine ballaststoffreiche Ernährung hilft auch dabei, das Gewicht zu kontrollieren und den Blutzuckerspiegel stabil zu halten, was für Menschen mit Psoriasis-Krankheit besonders wichtig ist, da Übergewicht und Schwankungen im Blutzucker Entzündungen verstärken können.18
Einen hohen Ballaststoffgehalt haben verschiedene Gemüse wie Schwarzwurzeln, Artischocken, Gemüsepaprika, Karotten und Brokkoli oder Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen. Auch Nüsse und Samen, Haferflocken und Vollkornbrot, sowie Obst – insbesondere Beeren – sind hervorragende Quellen für Ballaststoffe. Mit dem Verzehr von 5 Portionen Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten kann der tägliche Bedarf gedeckt werden.1516
Vitamine sind Verbindungen, die viele lebensnotwendige Funktionen erfüllen. Die meisten Vitamine kann unser Körper nicht selbst herstellen. Deshalb müssen wir sie in ausreichenden Mengen über die Nahrung aufnehmen. Bestimmte Vitamine spielen eine besondere Rolle im Rahmen der Ernährung von Patient:innen mit Psoriasis-Krankheit:
Obst und Gemüse sind hervorragende Quellen für diese Vitamine und sollten in ausreichender Menge konsumiert werden.
Dazu gehören:
Neben den Hauptnährstoffen und Vitaminen spielen Mineralstoffe eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der körperlichen Funktionen. Da sie u.a. für die Hautgesundheit von Bedeutung sind, können sie zur Linderung der Symptome der Psoriasis-Krankheit beitragen. Patient:innen sollten deshalb darauf achten, diese Mineralstoffe in ausreichender Menge über die Nahrung aufzunehmen. Lebensmittel wie Nüsse, Samen, Vollkornprodukte, Gemüse und Fisch sind geeignete Mineralstoff-Quellen.
DAS Psoriasis-Rezept gibt es nicht. Doch eine ausgewogene, pflanzenbetonte Ernährung kann helfen, das Entzündungsgeschehen in Schach zu halten. Lassen Sie sich von diesen leckeren, einfachen und ausgewogenen Rezepten inspirieren.
Bei Vorliegen einer Psoriasis-Krankheit kann der regelmäßige Verzehr entzündungsfördernder Lebensmittel zur Verschlechterung von Symptomen beitragen. Entzündungsfördernde Lebensmittel sind typischerweise reich an gesättigten Fettsäuren, Transfetten, raffiniertem Zucker, hochverarbeiteten Kohlenhydraten, künstlichen Zusatzstoffen und Omega-6-Fettsäuren. Beispiele sind:
Eine entzündungshemmende oder entzündungsreduzierende Ernährung ist daher im Umkehrschluss bei Vorliegen der Psoriasis-Krankheit besonders wichtig.29 Entzündungshemmende Lebensmittel enthalten Antioxidantien wie Vitamin C und E, Zink und Selen sowie Beta-Carotin und Flavonoide. Sie sind außerdem reich an Omega-3-Fettsäuren sowie bestimmten Mineralstoffen und haben ein gutes Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren.
Ein übermäßiger Salzkonsum kann den Blutdruck erhöhen und Entzündungen fördern.31 Patient:innen mit Psoriasis-Krankheit haben oft ein erhöhtes Risiko für das metabolische Syndrom, das durch Bluthochdruck, Insulinresistenz und erhöhte Cholesterinwerte gekennzeichnet ist.32 Durch die Reduktion von Salz in der Ernährung können diese Risikofaktoren minimiert und die allgemeine Gesundheit verbessert werden.
Für Erwachsene empfiehlt die Welt-Gesundheits-Organisation WHO den Verzehr von höchstens 5 g Salz pro Tag. Aktuell liegt der Salzkonsum in der Europäischen Region jedoch zwischen 8 g und 19 g – also deutlich über der empfohlenen Menge. In einigen Ländern der Region stammen bis zu 75–80 % der täglich verzehrten Salzmenge aus verarbeiteten Lebensmitteln.33 Sie sollten daher gemieden werden.
Gluten kann bei manchen Menschen Entzündungen fördern, indem es das Immunsystem aktiviert und entzündungsfördernde Zytokine freisetzt.34 Dies ist besonders bei Menschen mit Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie der Fall, aber auch bei Personen mit Psoriasis-Krankheit kann eine glutenreiche Ernährung die Entzündungsreaktionen im Körper verstärken. Eine glutenarme Ernährung kann folglich zu einer Verbesserung der Symptome beitragen.35